Struktur
der Gitarre

Sonderkonstruktionen der Gitarre im 20. Jahrhundert

Der Klassische Gitarrenbau und der Gitarrenbau im allgemeinen hat sich in den letzten 40 Jahren extrem verändert. Berücksichtigt man die klangliche Entwicklung die die moderne Spieltechnik, besonders der rechten Hand, seit Manuell Barrueco und David Russel gemacht hat, führt dies zwangsläufig zu einem neuen Klangprofil des Instruments. Die nun geforderten Gitarren müssen in der Lage sein, die dynamischen, tonalen und polyphonen Vorstellungen des Spielers noch unmittelbarer und leichter zu transportieren. Dies spielt vor allem für die Gitarristen eine Rolle, die extrem viel konzertieren und trotz Jetlag abends um 20.00 auf der Bühne sitzen sollen, und dort CD-Quallität abliefern müssen. Moderne Bautechniken wie Double Top oder Lattice-Bauweise vermischten sich mit der traditionellen spanischen Bauweise.

Beide Konstruktionen verstärken enorm die gesamt Parameter des Instruments. Allerdings wird dieses Klangverhalten nicht von allen Gitarristen gewünscht. Seit einigen Jahren ist deshalb einer starker Trend zurück zur traditionellen Bauweise zu verzeichnen. Hier besinnt man sich besonders, auf die zweifelsfrei vorhandenen Klang Quallitäten der großen alten Meister wie Hauser, Santos Hernandez und Friedrich etc. Eine regelrechte Renaissance erleben gerade die Instrumente von Antonio Torres und dessen Zeitgenossen wie Vicente Arias. Die klangliche Schönheit dieser Gitarren wird leider heute nur noch äußerst selten erreicht.

Lattice Bracing

Diese Konstruktionsweise wird in erster Linie mit dem Australier Greg Smallman verbunden. Der Name Lattice Bracing wurde abgeleitet von der gitterförmigen Verbalkung der der Decke (1). Obwohl schon viel früher mit dieser Beleistung experimentiert wurde, wird diese Entwicklung hauptsächlich Greg Smallman zugeschrieben, der Ende der 80er zum Pionier dieser Bauweise wurde.

Die Tatsache das bekannte Konzertgitarristen wie John Williams eine Smallman spielte, löste einen regelrechten Lattice-Boom aus. Die sehr eigene Klangcharakteristik entstand allerdings nicht ausschließlich aufgrund der o.g. Verbalkung, sondern ist eher ein Resultat der Gesamtkonstruktion.

Hierbei werden bis dato eher unübliche Materialieen wie Carbonfaser Balsa Holz (2) Laminate verwendet, um das Gewichts / Steifigkeit Verhältnis zu optimieren. Diese werden mit ultra dünnen Rotzeder Decken, die meist weit unter 1mm dünn sind kombiniert (3).

Um ungünstige Kopplungen zur Decke zu vermeiden ,wird das Eigenschwingverhalten von Böden (4) und Zargen möglichst unterbunden. Um dies zu erreichen werden diese Bauteile aus zum Teil bis zu 10 Schichten Furnier verleimt.

Um zusätzlich Masse und Steifigkeit zu gewinnen .werden sowohl Zargen, als auch Decke mit einer schweren Multiplexplatte verleimt (5). Der aktive Schwingungsbereich der Decke beschränkt sich somit ausschließlich auf den Unterbug (6). Meine eigenen Rekonstruktionen in dieser Bauweise ergaben immer Instrumente mit einem enormen Volumen und einer extrem leichten Ansprache. Allerdings war die tonliche Palette für mich auf Dauer etwas unbefriedigend. Dies veranlasste mich dazu, diese Konzeption auf eine mehr traditionelle Bauweise zu übertragen, die auf synthetische Materialien verzichtet. Zudem wird das Balsa Holz durch Fichtenholz ersetzt (7). Boden und Zargen werden nicht aus minderwertigem industriell gemessertem Furnier hergestellt, sondern aus selbst hergestelltem Sägefurnier (8).

Auf diese Weise wird eine wesentlich höhere Quallität und Kontrolle über Faserverlauf Schnittstärke, Lagerung,Trocknung bzw. Steifigkeit / Gewicht erreicht. Die dadurch entstehenden Furniere sind aufgrund ihres sorgfältigen Schnittes von einer wesentlich höheren Güte, mehr als doppelt so dick, und dabei wesentlich resistenter gegen Verwerfen und Reißen, als vergleichbare Industrie Furniere.

Bedingt durch die größere Dicke der Furniere, ist eine geringere Schichtanzahl erforderlich, wobei sich gleichzeitig ein höherer Holzanteil ergibt (9). Der höhere Massivholz Anteil bewirkt ein weitaus natürlicheres Klangspektrum beim fertigen Instrument.

Der Gesamtklang erhält weitaus mehr Anteile eines traditionell gebauten Gitarre ,allerdings mit stark modifizierten Gewichts / Steifigkeit Verhältnissen. Bei der Tonentfaltung ist eine deutlich höhere Präsenz der Einzeltöne hörbar, ohne dass das Sustain beeinflusst wird. Die Bässe sind wesentlich voller als bei einer Carbon/Balsa/Furnier Bauweise bei absolut gleichbleibender Tonintensität über das gesamte Griffbrett. Klangunterschiede bei Saiten und Positionswechsel sind weniger auffällig, bei gleichzeitig hoher Tonklarheit und Projektion.